Bislang mangelte es an aktuellen Daten zu Tagesreisen
Tagesreisen sind ein Megasegment. Der Tourismusmarkt in Deutschland basiert zum größten Teil auf den Umsätzen aus dem Tagestourismus. In der Vergangenheit oft als lästige Nebenerscheinung gebrandmarkt, sind Tagesgäste inzwischen für viele Anbieter von Freizeit- und Kulturangeboten zur Hauptzielgruppe geworden. Im Gegensatz zum Übernachtungstourismus in gewerblichen Unterkünften, werden die Bewegungen der Tagesreisenden (geschäftlich und privat) jedoch in keiner amtlichen Statistik erfasst. Bislang war es eher sporadischen, von der öffentlichen Hand geförderten, Grundlagenuntersuchungen vorbehalten, Licht ins Dunkel der Mengengerüste des Tagestourismus zu bringen.
Die bisher aktuellsten verfügbaren Zahlen stammten aus unserer dwif-Grundlangenuntersuchung „Tagesreisen der Deutschen“ aus dem Jahr 2012/2013. Darin wurden deutliche Rückgänge gegenüber der Vorgängeruntersuchung aus dem Jahr 2004–2006 konstatiert. Damals waren immerhin rund siebenmal so viele Aufenthaltstage von Tagesgästen erfasst worden wie der in der amtlichen Beherbergungsstatistik erfasste Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben.
dwif-Tagesreisenmonitor: kontinuierlich Marktdaten zum Tagestourismus
Mit diesen Zahlen und Relationen hat es nun ein Ende. Wir haben selbst die Initiative ergriffen und verfügen mit dem dwif-Tagesreisenmonitor nun über stets aktuelle und aussagekräftige Daten zum Tagestourismus. Seit 2016 erheben wir kontinuierliche Marktdaten zum Tagestourismus über ein deutschlandweites Online-Panel und das Tag für Tag, Woche für Woche und Jahr für Jahr.
Die Definition der Tagesreisen wurde, dem internationalen Gebrauch entsprechend, beibehalten. Es werden alle Tagesreisen (Tagesgeschäftsreisen und Tagesausflüge) mit über und unter 50 km erfasst, um den realen Gesamtmarkt ohne Mindestentfernung abzubilden. Dabei werden nur die Tagesreisen der letzten Woche erfasst, um das Erinnerungsvermögen der Befragten nicht unnötig zu strapazieren. Die Ergebnisse werden auf die deutschsprachige Gesamtbevölkerung hochgerechnet und in umfangreichen Kontrollen durch unsere Expert(inn)en auf Plausibilität geprüft.
dwif-Tagesreisenmonitor 2018 – Ein erster Blick auf aktuelle Trends
Hohe Dynamik im Tagesreisensegment
„Der dwif-Tagesreisenmonitor zeigt eine Trendwende im Tagestourismus“ so Dr. Manfred Zeiner. „Es sind nicht unbedingt mehr Deutsche, die im Jahresverlauf Tagesreisen aus geschäftlichen oder privaten Motiven heraus unternehmen, aber diese machen es öfter.“ Die magische Grenze von 4 Milliarden Tagesreisen der Deutschen pro Jahr rückt also in greifbare Nähe.
Allerdings können nicht alle Regionen gleichermaßen vom wieder erstarkten Tagestourismus profitieren und schon jetzt zeichnet sich ab, dass sich die Situation kurzfristig wandeln kann:
Die Lage der Feiertage und die daraus resultierende Zahl an Brückentagen, die Wettersituation (viel Schnee, wenig Schnee, heiße Wochenendtage und Anzahl der Regentage etc.) all das bleibt nicht ohne Konsequenzen auf die Zahl und die Art der durchgeführten Tagesreisen.
Verbesserte Mobilitätsangebote, neue und vielfältige Freizeit- und Kultur-/Infrastuktureinrichtungen und eine schier unübersehbare Zahl von Festivals und Veranstaltungen tragen dazu bei.
Weitere Erkenntnisse aus dem dwif-Tagesreisenmonitor (Auswahl)
- Überdurchschnittlicher Anstieg der Tagesausflüge unter 50 km und dadurch deutliche Rückgänge bei der Entfernung.
- Stärkere Gleichverteilung der Tagesreisen im Wochenverlauf und dadurch etwas rückläufige Bedeutung des Wochenendes.
- PKW ist trotz leichter Anteilsverluste weiterhin Verkehrsmittel Nummer 1 für Tagesreisen.
- Tagesreisen der Deutschen wirken auch weiterhin saisonausgleichend, da Tagesausflüge und Tagesgeschäftsreisen ganzjährig durchgeführt werden und die saisonalen Schwankungen dadurch geringer sind als bei der Übernachtungsnachfrage.
Festzuhalten ist: Tagestourist*innen sorgen für eine ganzjährig befriedigende Auslastung von Infrastruktureinrichtungen und sind damit Grundlage für attraktive Tourismusregionen und Freizeitlandschaften.
Das Geld sitzt nicht mehr ganz so locker
Grundsätzlich sitzt das Geld bei Tagesreisen nicht mehr ganz so locker wie bisher und es sind durchschnittlich sinkende Ausgaben pro Kopf und Tag zu beobachten.
Für die verschiedenen Profiteure stellt sich die Situation jedoch durchaus unterschiedlich dar:
- Es zeichnet sich beispielsweise ab, dass die Ausgabebereitschaft für die Inanspruchnahme von Dienstleistungen (Sport, Unterhaltung, Freizeit, Kultur aber auch Parkgebühren etc.) gewachsen ist.
- Im Gegenzug scheint der Einzelhandel – eventuell bedingt durch den allgegenwärtigen Trend zum Online-Shopping– mancherorts an Attraktivität eingebüßt zu haben.
Zudem variiert die Spannbreite der Ausgaben je nach Aktivitätsspektrum enorm: Tagestouristische Outdoor-Aktivitäten ohne Ausgaben auf der einen Seite und (Shopping-)Tagesausflüge, die mit weit über 100 € pro Kopf zu Buche schlagen, auf der anderen.
Hier lohnt der Blick in einzelörtliche und regionale Wirtschaftsfaktor-Tourismus Analysen, bei denen dann nicht nur der Tagestourismus, sondern alle Facetten des Tourismus hinsichtlich ihrer ökonomischen Auswirkungen unter die Lupe genommen werden.
Update Februar 2021: Tagesreiseverhalten der Deutschen im Corona-Jahr 2020
2020 haben die Deutschen rund 19 Prozent weniger Tagesreisen unternommen als in einem Normaljahr. Die Zahlen des dwif-Tagesreisenmonitors verdeutlichen aber auch: Tagesreisen weisen eine schnelle Regeneration auf. Und: Das Aktivitätenspektrum hat sich erheblich verändert.
Das interessiert mich!
Erfahren Sie mehr zum Tagestourismus bei Ihnen vor Ort!
Wir erheben kontinuierlich Marktdaten zum Tagestourismus über ein deutschlandweites Online-Panel. Jährlich erhalten wir so Einblicke zum Tagesreiseverhalten (Tagesausflüge und Tagesgeschäftsreisen) aus rund 15.600 Interviews mit Deutschen zwischen 14 und 75 Jahren.
Das interessiert mich!