Update
Mai 2023

dwif-Fakten-Kompass

Wir möchten Destinationen, Gastgewerbe und Freizeitwirtschaft nutzenstiftende Fakten zu aktuellen Entwicklungen im Deutschland-Tourismus geben und gemeinsam mit Ihnen den Blick in die Zukunft richten.

Vom dwif-Corona-Kompass zum dwif-Fakten-Kompass
Entstanden aus dem Wunsch nach Orientierung rund um die Auswirkungen der Corona-Pandemie, möchten wir Ihnen auch weiterhin unsere Einschätzungen zur Marktsituation in den deutschen Destinationen, im Gastgewerbe und der Freizeitwirtschaft geben. Damit Sie einen noch größeren Nutzen aus den Zahlen ziehen können, wird es künftig einen Winter- und einen Sommerkompass geben.

Kurz und knackig zusammengefasst
Das Update vom 08. Mai 2023 fasst die Lage der Wintermonate 11/2022 bis 02/2023 komprimiert für Sie zusammen. Wie Sie es von uns kennen, basieren die Erkenntnisse auf Zahlen und Fakten aus unserem dwif-Datenschatz (z.B. Monitoring Freizeitwirtschaft, dwif-Tagesreisenmonitor) sowie aus weiteren, fundierten Quellen (z.B. amtliche Tourismusstatistik, STR-Global, Bundesagentur für Arbeit).

Aktuelle Markttrends & unsere Empfehlungen

TAGESTOURISMUS & FREIZEITWIRTSCHAFT

Der Tagestourismus ist ein milliardenschweres Standbein im Deutschlandtourismus und wichtig für eine kontinuierliche Auslastung vieler Einrichtungen und Angebote. Für den Zeitraum November 2022 bis Februar 2023 registrierte unser dwif-Tagesreisenmonitor gegenüber dem gleichen Zeitraum in 2019/2020 einen Rückgang des Tagesreisenniveau pro Kopf und Kalenderwoche um rund 5%.

Nach der Corona-Pandemie machte sich ab Herbst 2022 die nächste Krise bemerkbar – wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß. Letztendlich sank das Volumen der Tagesaus-flüge im Herbst jedoch zeitweise wieder um 10 bis 20 Prozent unter das „Normalniveau“, eine Entwicklung, die bis Ende 2022 anhielt. Diese Zurückhaltung deckt sich mit der medialen Berichterstattung rund um Energieengpässe und Inflation. Aus einer seit Oktober 2022 laufend durchgeführten Sonderfrage im dwif-Tagesreisenmonitor wissen wir zudem: 43 Prozent der Deutschen wollen aufgrund der Kostensteigerungen aktuell weniger Tagesausflüge unternehmen als normalerweise.

Und unser dwif-Tagesreisen-EKG zeigt
Diese Zurückhaltung im Tagestourismus hält mit Ausnahme der Ferienzeiten (Weihnachts-/Winterferien) bis Stand Ende März 2023 an. Speziell im März 2023 zeigten sich die Ausflugsaktivitäten deutlich unter Normalniveau. Die Gründe dafür sind vielfältig. Neben Krankheitswellen und der weiterhin angespannten Wirtschaftslage hat auch das Regenwetter dazu beigetragen, dass viele bewegungsorientierte Aktivitäten im Freien, die klassischerweise häufig Bestandteil bei Ausflügen im Frühjahr sind, nicht unternommen wurden.

Kurzfristig muss mit einer weiterhin verhalteneren Tagesreisetätigkeit gerechnet werden. Mit einer Steigerung der Nachfrage ist frühestens nach der Hauptreisezeit im Sommer 2023 zu rechnen, jedoch abhängig von der weiteren Entwicklung der Inflation und klassischerweise ab Spätsommer/Herbst den Witterungsbedingungen.

Blick auf Motive und Aktivitäten von Tagesausflügler*innen
2022 kann erfreulicherweise wieder weitestgehend von einer Normalisierung gesprochen werden. Der Besuch von Gastronomie und Sehenswürdigkeiten aber auch die Veranstaltungen haben bei den Tagesausflügen der Deutschen nach der Corona-Pandemie 2022 wieder an Bedeutung gewonnen, sodass der Tagestourismus wieder seiner hohen Bedeutung für den Erhalt und Bestand des freizeittouristischen Angebots gerecht werden konnte. In den letzten Monaten zeigen sich jedoch auch bei den Aktivitäten erste Anzeichen, dass vor allem kostenintensive Aktivitäten (Shopping-Aktivitäten, Gastronomiebesuche Veranstaltungen etc.) anteilig durchaus seltener unternommen werden.

Fokus Freizeitwirtschaft

Die Freizeitwirtschaft ist mit ihren Einrichtungen ein wichtiger Anlaufpunkt für die Aktivitäten der Einheimischen, der Tages- und Übernachtungsgäste. Das Besucher*innenvolumen in der Freizeitwirtschaft lag im Zeitraum November 2022 bis Februar 2023 rund 15 Prozent unter dem Niveau des Vergleichszeitraumes 2019/2020. So gab es zwar keine coronabedingten Reglementierungen mehr, aber zum Beispiel eine starke Grippewelle im Dezember 2022 und im Januar/Februar 2023 vielerorts kühle, verregnete Tage, die nicht zu Ausflügen animiert haben. Dennoch waren Outdoor-Einrichtungen nach wie vor am erfolgreichsten, auch im Winter 2022/2023. Hier scheint sich zumindest mittelfristig ein Trend zu verstetigen.

2023 ist zudem ein starker Preisanstieg in der Freizeitwirtschaft zu beobachten, unter anderem aufgrund gestiegener Energiekosten. Besonders betroffen sind hier die Erlebnisbäder und Thermen. Diese Preisanstiege in der Freizeitwirtschaft führen bei einigen Zielgruppen zur Reduktion der Besuchshäufigkeit. Bislang konnten die Kostensteigerungen trotz der Erhöhung der Eintrittspreise häufig nicht komplett an die Nachfrage weitergegeben werden, aber eine leichte Entspannung bei den Energiepreisen könnte die Effekte abmildern.

Handlungsempfehlungen für Betriebe & Destinationen
  • Ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten: parallel zu den Preissteigerungen sind Investitionen und Angebotsinnovationen gefragt.

  • Besonders höherpreisige Einrichtungen müssen aufgrund der Rahmenbedingungen durch eine gute Qualität punkten, um für die Besucher*innen attraktiv zu bleiben.

  • Aktives Tagesreisenmanagement etablieren: Produkte & Erlebnisse entwickeln, Zielgruppen kennen & verstehen, Wertschätzung erhöhen, Besucher*innen managen, Mobilität in die Produktgestaltung integrieren.

ÜBERNACHTUNGSTOURISMUS

Zwischen November 2022 und Februar 2023 entwickelte sich der Deutschland-Tourismus etwas schwächer als im Gesamtjahr 2022. Die Winterbilanz 2022/2023 zeigt: 107,5 Millionen Übernachtungen in gewerblichen Betrieben bedeuten ein Niveau, das noch rund 12,8 Millionen unter demjenigen des Winters 2019/20 liegt. Die Spanne beiden Bundesländern reicht bei der Übernachtungsentwicklung von -3 in Schleswig-Holstein bis -20 Prozent in Berlin. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie spielen weitgehend keine Rolle mehr, vielmehr prägten klimatisch-/wetterbedingte Einflüsse und Preisentwicklungen den Winter 2022/2023.

Interessanterweise waren die Destinationen im Flach- und Hügelland im Winter stark nachgefragt, während Städte noch zurücklagen. Die starke Entwicklung dieser Destinationen „mittendrin“ im Winter 2022/2023 deutet bei der Wahl der Kurzreiseziele auf eine preissensible Nachfrage und die Suche nach räumlicher Nähe und Sicherheit hin. Auch die deutschen Alpenregionen warten im Winter 2022/2023 wieder mit deutlich besseren Zahlen als in den beiden Corona-Wintern 2020/2021 und 2021/2022 auf, liegen aber noch unter dem Vor-Corona-Niveau. Wintersporttourismus wird dabei zunehmend zum Luxusgut (Preise und verfügbare Einkommen) und immer weniger planbar (klimatische Einflüsse).

Die Auslandsnachfrage in Deutschland erreicht erstmals wieder über 80 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Nahmärkte in Europa sowie die USA und die Arabischen Golfstaaten holen auf, parallel zur schrittweisen Recovery in der MICE-Branche und der Normalisierung der internationalen Erreichbarkeit. Bei den Betriebstypen bleiben auch im Winter 2022/23 autarke Unterkunftsformen wie Ferienwohnungen und -häuser sowie Camping über dem „Normalniveau“ aus 2019/2020.

Die Volatilität bleibt auch 2023 bestehen, abhängig von der weiteren Kosten- und Preisentwicklung. Für die Haupturlaubsreisen 2023 stehen die Zeichen gut. Gespart, in jedem Fall aber kurzfristiger gebucht, wird bei den Kurzreisen.

Handlungsempfehlungen für Betriebe & Destinationen
  • Polarisierung und Spannungsfelder im Markt sind sichtbar zwischen mehr Reisen und Konsumeinschränkungen, genauso wie früher buchen und die Verfügbarkeiten sichern oder kurzfristig planen.

  • Kurzfristige Marketing- und Vertriebsmaßnahmen nehmen aufgrund Buchungsstrukturen an Bedeutung zu.

  • Attraktive Kombi-/Bausteinangebote insbesondere für Kurzreisen schaffen, die zu einem guten Umsatz und soliden Margen führen und den Gästen Budgetsicherheit geben.

  • Destinationen mit starkem Schwerpunkt im Wintersporttourismus sollten ihr Angebot weiter diversifizieren und die Entwicklungen in ihren Kernzielgruppen genau beobachten.

  • Nachhaltigkeitsaspekte, Klimaschutz durch Tourismus und Maßnahmen zur Klimaanpassung nehmen an Bedeutung und Wucht zu. Die klimatischen Rahmenbedingungen sind immer häufiger z.B. über Extremwetterereignisse spürbar. Der Tourismus ist gefordert, angebots- wie nachfrageseitig seinen Beitrag zu leisten, nicht zuletzt, um seine Existenzgrundlage zu sichern.

  • Intensiver internationaler Wettbewerb der Destinationen: Qualität, Preis-Leistungsverhältnis und klare Marketingbotschaften als wichtige Anforderungen

GASTGEWERBE

Weiterhin sind steigende Preise zu beobachten, waren es in den letzten beiden Jahren gerade die Urlaubsregionen, so wird der Aufenthalt auch in der Stadthotellerie zunehmend teurer. Die Preissteigerungen und die parallele Konsumzurückhaltung drücken die Auslastung. Zudem waren die Preisanpassungen zwar wichtig und richtig, aber nicht überall trafen sie auf ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis. Für 2023 sind vorerst keine weiteren großen Preissprünge zu erwarten, die auf Inflation und oder kriegs- oder pandemiebedingte Einschränkungen zurückzuführen wären.

Erfreulich: Die Auftragsbücher der MICE-Betriebe und der Kultur- und Eventbranche füllen sich. Das MICE-Segment hat sich weitestgehend erholt und die Formate angepasst; alle wichtigen Kongresse und Messen finden wieder statt.

Viele Beschäftigte sind in das Gastgewerbe zurückgekehrt, trotzdem ist der Personalmangel weiterhin eine dringliche Herausforderung für die Branche.

Beim Angebot sind weniger Insolvenzen und Gewerbeabmeldungen im Gastgewerbe zu beobachten als in den Vorjahren. Aus der aktuellen Datenlage lässt sich somit weiterhin kein „massives Unternehmenssterben“ im Gastgewerbe ableiten.

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Die aktuelle Datenlage lässt keine Rückschlüsse auf ein „massives Unternehmenssterben“ im bundesdeutschen Gastgewerbe zu, bestätigt aber insgesamt eine geringere Dynamik, denn die Anzahl der Insolvenzen sowie Gewerbeabmeldungen/-anmeldungen sind rückläufig.

Handlungsempfehlungen für Betriebe & Destinationen
  • Preis- und Qualitätsentwicklung müssen kurzfristig wieder in eine Balance gebracht und den Gästen aktiv vermittelt werden.

  • Die Zahl der Köpfe der Beschäftigten ist nur bedingt aussagekräftig. Durch die Kombination von Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung scheint es nicht nur an Personen zu mangeln, sondern vor allem an verfügbaren Arbeitsstunden. Betriebe und weitere Stakeholder im Tourismus sollten prüfen, durch welche Maßnahmen man gemeinsam mit den Beschäftigten eine Erhöhung der Arbeitszeiten realisieren kann.


Download
dwif-FAKTEN-KOMPASS

 Werfen Sie hier einen Blick in den aktullen dwif-Fakten-Kompass!

Video dwif-Impuls 
Kurz & knackig zusammengefasst

Die Ergebnisse des aktuellen Updates zum dwif-FAKTEN-KOMPASS hat unsere Kollege Karsten Heinsohn im Rahmen unserer Online-Reihe dwif-Impulse vorgestellt.

Wie lief die Wintersaison und welche Trends lassen sich daraus ableiten? Welche Länder und Regionen waren im Übernachtungstourismus wie stark betroffen? Haben Tagestourismus und Freizeitwirtschaft einen Dämpfer durch die Inflation erhalten?

Rund um diese Fragestellungen dreht sich dieser dwif-Impuls. Für alle, die nicht live dabei sein konnten, gibt es hier das Video.

Alle weiteren Videos der dwif-Impulse-Reihe sind auf unserem Youtube-Kanal veröffentlicht. Schauen Sie doch mal rein! 


Auf den Punkt gebracht

Seit März 2020 beobachten wir kontinuierlich und monatsbezogen den Markt, welche touristischen Segmente – ob Betriebstyp oder Destinationstyp, ob Übernachtungstourismus oder Tagesreisen und Freizeitwirtschaft – sich in welche Richtung entwickeln.

Darüber hinaus geben wir Ihnen strategische Hilfestellungen und Orientierung, beispielsweise im Rahmen unserer Sparkassen-Tourismusbarometer in Themenfeldern wie Agilität, Qualitätssicherung, dem touristischen Arbeitsmarkt, den wirtschaftlichen Effekten des Tourismus, ... und natürlich im Rahmen der Videos unserer Reihe dwif-Impulse.

Sie haben Fragen dazu, benötigen weitere Daten, eine Einordnung Ihrer Situation in den Gesamtzusammenhang? 

Ihre Ansprechpartner*innen

Sie haben Fragen dazu, benötigen weitere Daten, eine Einordnung Ihrer Situation in den Gesamtzusammenhang?
Wir sind für Sie da und unterstützen Sie gerne.
Karsten Heinsohn
Geschäftsführer
Leitung Marktforschung & Monitoring
Zahlen, Daten und Fakten zum Leben erwecken – Ich möchte komplexe Infos smarter machen.
Mandy Belitz-Karsch

Senior Datenmanagerin

Ich erhebe relevante Marktdaten, bilde sie im Kontext, auf den Punkt gebracht und mit visuellem Anspruch ab.

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