Wir möchten Destinationen, Gastgewerbe und Freizeitwirtschaft nutzenstiftende Fakten zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie geben und gemeinsam mit Ihnen den Blick in die Zukunft richten.
Nach wie vor hält die durch Covid-19 ausgelöste Krise die Tourismusbranche in Atem. Die Nachfrage ist eingebrochen, dann hat sie wieder angezogen, ist erneut eingebrochen, wieder angezogen. Die gesamte Tourismuswirtschaft hofft, 2022 wieder an alte Erfolge anknüpfen und neue Potenziale nutzen zu können. Genau in diese Situation hinein treffen uns neue Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine. Die Rahmenbedingungen bleiben volatil und datenbasierte Orientierung ist gefragter denn je.
UND DENNOCH: Die Freizeit- und Reiselust der Menschen scheint ungebrochen, die Lerneffekte aus der bisherigen Pandemie und die Erfahrungen im Umgang mit dem Coronavirus zeigen zunehmend Perspektiven auf.
SICHER IST: Unsere Branche wird eine lange Erholungsphase benötigen. Mittel- und langfristige Folgen für die Qualität der touristischen Angebote oder den touristischen Arbeitsmarkt sind spürbar.
Wir liefern Ihnen im Rahmen des dwif-Corona-Kompass Benchmarkwissen: Schritt für Schritt und immer dann, wenn belastbare Daten vorliegen. Wie Sie es von uns kennen, sind es Zahlen und Fakten aus unserem dwif-eigenen Datenschatz sowie aus weiteren, fundierten Quellen.
In unserem dwif-Corona-Kompass finden Sie wichtige Schlüsselkennziffern mit kommentierten Infografiken. Diese können Sie mit Ihrer Situation vor Ort vergleichen.
Im Herzen hoffen wir jedoch, dass ein dwif-Corona-Kompass in dieser Form bald nicht mehr notwendig sein wird und wir Sie stattdessen künftig mit einem dwif-Fakten-Kompass im Sinne eines dauerhaften Monitorings in Ihrer täglichen Arbeit unterstützen können.
Nach unseren exklusiven Berechnungen im März 2022 beläuft sich der Umsatzausfall in den Destinationen in Deutschland für den Zeitraum Januar bis Dezember 2021 auf 58,9 Mrd. Euro. Der Übernachtungstourismus (31,7 Mrd. Euro) ist davon etwas stärker betroffen als der Tagestourismus (27,2 Mrd. Euro). Das entspricht rein statistisch wöchentlichen Umsatzeinbußen in diesem Zeitraum in Höhe von 1,1 Mrd. Euro.
Nach einem Lockdown bedingt sehr schwachen 1. Halbjahr 2021 mit 49,9 Mrd. Euro Umsatzausfall, das noch schlechter als das 1. Halbjahr 2020 ausfiel (40,8 Mrd. Euro Umsatzausfall), kam das 2. Halbjahr 2021 mit 9,0 Mrd. Euro weniger Umsatz immerhin wieder in die Nähe eines Normaljahres (Umsatzausfall im 2. Halbjahr 2020: 27,9 Mrd. Euro).
Autarke Unterkunftsformen wie Camping oder Ferienhäuser konnten im 2. Halbjahr 2021 sogar Umsatzsteigerungen gegenüber dem 2. Halbjahr 2019 verzeichnen.
Für die Berechnung des Umsatzausfalls wurden die Übernachtungszahlen der amtlichen Statistik für Januar bis Dezember 2021 berücksichtigt, Hochrechnungen für Privatquartiere, Dauercamping und Reisemobilisten durchgeführt und aktuelle Zahlen des dwif-Tagesreisenmonitors verwendet. Fahrtkosten für die An- und Abreise sind dabei noch nicht enthalten.
Was bedeutet das für Sie als politische Entscheider*innen und Verantwortliche in den Destinationen?
Der Tagestourismus ist ein milliardenschweres Standbein im Deutschlandtourismus und wichtig für eine kontinuierliche Auslastung vieler Einrichtungen und Angebote.
Für den Zeitraum Januar bis Dezember 2021 bilanziert unser dwif-Tagesreisenmonitor einen Rückgang der Tagesreisen um rund 17 Prozent im Vergleich zu einem Normaljahr. Ab Frühsommer 2021 war analog zu 2020 jedoch eine schnelle Regenerationsgeschwindigkeit im Gesamtmarkt zu beobachten, so dass im Sommer 2021 in einigen Kalenderwochen das Ausgangsniveau von 2019 sogar übertroffen wurde.
Seit dem zweiten Halbjahr 2021 ist eine zunehmende Normalisierung der Aktivitäten zu beobachten, wenngleich für 2021 als Gesamtjahr weiterhin „naturnahe Aktivitäten“ im Trend lagen und tagestouristische Anlässe wie Shopping und Veranstaltungsbesuche immer noch Rückgänge verzeichneten.
Aus dem Ausflugsverhalten 2021 lassen sich für das laufende Jahr erste Prognosen ableiten:
Die Freizeitwirtschaft mit ihren Einrichtungen als wichtiger Anlaufpunkt für die Aktivitäten der Einheimischen, der Tages- und Übernachtungsgäste stand zwischen Januar und April 2021 nahezu komplett still. Ab Mai liefen viele Aktivitäten wieder an. Im Sommer 2021 (zwischen Juni und September 2021) lagen die Besucherzahlen noch 21 Prozent unter dem Niveau von 2019.
Für das Gesamtjahr 2021 lagen die Besucherzahlen gemäß unserem dwif-Freizeitmonitoring allerdings immer noch um knapp 44 Prozent unter dem Niveau von 2019 und 5 Prozent unter den Vorjahresergebnissen aus 2020. Erneute Einschränkungen durch 2G-Regelungen sowie vereinzelt regionale Lockdowns zum Jahresende verhinderten eine bessere Entwicklung. Outdoor-Einrichtungen sind nach wie vor im Vorteil. Die Entwicklung in Indoor-Einrichtungen ist vom weiteren Pandemieverlauf abhängig. Aus momentaner Sicht ist mit wegfallenden Einschränkungen jedoch eine Annäherung der Besucherzahlen für 2022 an das Vorkrisenjahr 2019 möglich.
Im Zeitraum Januar bis Dezember 2021 wurden im Vergleich zu einem Normaljahr bundesweit rund 185 Mio. gewerbliche Übernachtungen weniger verzeichnet (-37,4 Prozent). Die Entwicklung zeigte sich länderspezifisch jedoch sehr unterschiedlich und reichte von -10,0 Prozent (Schleswig-Holstein) bis -59,1 Prozent (Berlin). 2021 waren die innerdeutschen Aktiv-Urlaubsziele an den Küsten und Seen stark nachgefragt. Lokal waren bereits wieder Zuwächse durch einen ausgebuchten Ferienwohnungsmarkt und das starke Camping-Segment zu beobachten. Die Recovery in Städtedestinationen gestaltet sich nach wie vor langsamer, aber mit ersten positiven Signalen.
Regional betrachtet waren die Übernachtungsrückgänge im Vergleich zu einem Normaljahr an der Ostsee Schleswig-Holstein, in der Holsteinischen Schweiz, in der Prignitz, an der schleswig-holsteinische Nordessküste und im Lausitzer Seenland sowie in der Region Mittelweser am geringsten. Unter den Regionen mit den größten Einbußen gegenüber der Zeit vor der Corona-Pandemie finden sich die Ahr (bedingt durch die Flutkatastrophe) sowie die Städtedestinationen Düsseldorf und Kreis Mettmann, Berlin, Main und Taunus (mit Frankfurt/Main) und München – allesamt geprägt von hohen Anteilen in den Geschäftsreisesegmenten und/oder im Incoming.
In den Sommerferienmonaten Juli bis August 2021 verbuchten bundesweit immerhin fast 50 Destinationen Übernachtungszuwächse gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019.
Aus den Marktforschungsdaten lassen sich einige Trends ableiten: höhere Reiseausgaben, längere Aufenthalte, Mietunterkünfte mit wenig Kontaktpunkten, hohe Attraktivität von Inlandsreisen. Gleichzeitig werden Reisende selbstbewusster und erfahrener im Umgang mit Corona, auch was den internationalen Reiseverkehr betrifft. Das Bedürfnis nach Mobilität, Erholung und kulturellen Erlebnissen ist groß und damit kehrt auch der Wunsch nach z.B. Städtereisen zurück.
Dabei entwickelte sich der Incoming-Markt weiter verhalten, während Reisen deutscher Gäste ins Ausland im Sommer 2021 insbesondere europaweit wieder anzogen. Die Jahresbilanz 2021 weist ein Minus von rund 59 Mio. gewerblichen Übernachtungen aus dem Ausland als in einem Normaljahr aus, darunter etwa 53 Mio. Übernachtungen aus den Top-15 Herkunftsländern Deutschlands. Der Übernachtungsrückgang aus Interkontinentalmärkten lag zwischen -67 Prozent und -96 Prozent. Reisen aus Nachbarstaaten wie Polen, Österreich, Tschechische Republik oder Luxemburg zogen langsam wieder an. Laut World Travel Monitor gehört Deutschland zu den internationalen Destinationsfavoriten 2022, insbesondere aus den Nahmärkten.
Die Attraktivität/Begehrlichkeit einer Destination ist wieder entscheidender bei der Destinationsentscheidung als Corona-bedingte Regularien. Unterschiedliche Entwicklungen zwischen Betriebs- und Destinationstypen, aber auch zwischen einzelnen Betrieben vor Ort sind jedoch weiterhin auffällig. Gleichzeitig verbessern sich die Rahmenbedingungen für den Tourismus langsam. Eine große Herausforderung ist das Aufeinandertreffen der Auswirkungen der Corona-Pandemie, des Krieges in der Ukraine und der starken Preis- und damit Kostensteigerungen. Die Volatilität bleibt somit mindestens 2022 bestehen.
Viele Betriebe in Urlaubsregionen konnten 2021 höhere Preise durchsetzen, während die durchschnittlichen Zimmerpreise bundesweit um rund 15 Prozent zurückgingen (2021 gegenüber 2019). Allerdings erreichen die Preisniveaus in der Hochsaison teilweise bereits die Akzeptanzgrenze bei den Gästen. Die Stadthotellerie erholt sich nur langsam und Kapazitäts-/Zugangsbeschränkungen durch Hygiene- und Abstandsregeln drücken weiterhin die Auslastung. MICE-Betriebe und der Kultur- und Eventbereich erholen sich zunehmend.
Eine der größten Herausforderungen für die Betriebe ist und bleibt der Personalmangel (Mehr dazu lesen Sie auch hier.). Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: -12 Prozent bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im deutschen Gastgewerbe (2021 gegenüber 2019) und -21 Prozent bei den geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen. Hinzu kommen steigende Energie-, Lebensmittel- und Rohstoffpreise, die kurzfristig weitere Preisanpassungen bei den Betrieben notwendig machen.
Die aktuelle Datenlage lässt keine Rückschlüsse auf ein „massives Unternehmenssterben“ im bundesdeutschen Gastgewerbe zu, bestätigt aber insgesamt eine geringere Dynamik, denn die Anzahl der Insolvenzen sowie Gewerbeabmeldungen/-anmeldungen sind rückläufig.
Die Ergebnisse des aktuellen Updates zum Corona-Kompass haben unsere Kollegen Karsten Heinsohn und Moritz Sporer im Rahmen unserer Online-Reihe dwif-Impulse vorgestellt. Unsere Gäste waren Matthias Hickl (Director Business Intelligence Deutsche Zentrale für Tourismus e. V.) und Dr. Jürgen Amann (Geschäftsführer KölnTourismus GmbH).
Für alle, die nicht live dabei sein konnten, gibt es hier das Video.
Alle weiteren Videos der dwif-Impulse-Reihe sind auf unserem Youtube-Kanal veröffentlicht. Schauen Sie doch mal rein!
Die Flut an Informationen zum Thema Corona und Tourismus ist groß. Wir stellen Ihnen genau deshalb hier unsere spezielle Auswahl hilfreicher Fakten & Tipps zur Verfügung.
Seit März 2020 beobachten wir kontinuierlich den Markt, welche touristischen Segmente voraussichtlich wie stark und wie lang von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen sein werden.
Darüber hinaus geben wir Ihnen strategische Hilfestellungen und Orientierung, beispielsweise im Rahmen unserer Sparkassen-Tourismusbarometer in Themenfeldern wie Agilität, Resilienz, Qualitätssicherung trotz Arbeitskräftemangel,... Und natürlich im Rahmen der Videos unserer Reihe dwif-Impulse.
Sie haben Fragen dazu, benötigen weitere Daten, eine Einordnung Ihrer Situation in den Gesamtzusammenhang? Wir sind gerne für Sie da und unterstützen Sie.
Unser Team steht Ihnen bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie mit Rat, Tatkraft und speziellen Beratungsleistungen zur Seite.
Bewusstsein schaffen – Ich kümmere mich um Fragen rund um Wirtschaftsfaktor Tourismus und Regionalökonomie
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