Wie sieht der Status Quo beim Open Data aus? Welche Anwendungsfälle haben sich ergeben? Wie werden die Daten technisch verwaltet? Diese Fragestellung stand im Mittelpunkt des 3. Round Table zum Thema Open Data, der am 24. Januar 2020 im Vorfeld des Tourismuscamp stattgefunden hat. Danke an Tourismuszukunft und die Sponsoren für diese sehr dichte und gute Einblicke gebende Veranstaltung! Ein persönlicher Rückblick.
Hinter Open Data steht die Überzeugung, dass, um auf allen relevanten Onlinekanälen gegenüber Endkund*innen präsent zu sein, touristische Informationen in hoher Qualität, nach einheitlichen Standards strukturiert und in offenen Formaten, d. h. möglichst ohne eine Veröffentlichung behindernde Rechte belegt, digital verfügbar sein müssen.
Nur dann werden die beherrschenden Suchalgorithmen von Google & Co. Besucherattraktionen, Wanderrouten oder Unterkünfte aufgreifen und entsprechend prominent gelistet präsentieren. Klingt einleuchtend, ist aber alles andere als trivial. Die DACH KG arbeitet bereits seit zwei Jahren an diesem gemeinsamen Standard, der den derzeit weltweit gültigen SCHEMA.ORG um deutlich differenziertere touristische Kategorien ergänzen soll.
Denn bisher lässt sich zum Beispiel eine Wanderroute nicht befriedigend in SCHEMA.ORG abbilden oder auch Kunstmuseen werden wie etwa ein Rathaus nur als „public entity“ und nicht als touristisch relevante Sehenswürdigkeit attributiert. Nach SCHEMA.ORG als META Beschreibungssprache werden nur etwa 100 Felder zur Beschreibung touristischer POI bereitgestellt, was schätzungsweise nur 20 % des möglichen Contents abbildet. Vom Standard der DACH-KG erwartet Stefan Huber (hubermedia GmbH) etwa eine Abdeckung von 80 % des Contents, den Rest ergänzen die jeweiligen Systemanbieter im Tourismus.
In der DACH KG haben DZT, die 16 Landesmarketing-Organisationen und die Magic Cities auf deutscher Seite ein Netzwerk von Digitalmanager*innen herausgebildet, die das Thema Open Data und alles was damit zusammenhängt, aktiv und im Austausch miteinander vorantreiben.
Das betonte Richard Hunkel, der als Open Data-Spezialist bei der DZT das gemeinsame Projekt koordiniert. Anwender*innen touristischer Informationen aus dem Ausland sollen künftig nicht mehr mit jedem Bundesland einzeln über Datenquellen verhandeln und mit unterschiedlichen Systemen umgehen müssen, sondern bei der DZT gebündelt das gesamte deutsche touristische Angebot digital abrufen können.
Die Thüringer Tourismus GmbH (TTG) arbeitet bereits aktiv am Aufbau der Graphendatenbank ThüCAT, wobei der Projektkoordinator Detlef Klinge die Gemeinschaftlichkeit betonte. Auch auf Landesebene müssen Destinationen überzeugt werden, dass es nicht um eine Datenbank der TTG ginge, sondern einen Pool, den alle Partner*innen nutzen können und wo aber auch jeder seinen Content „bewirtschaften“ müsse.
Derzeit werden alle Daten nach SCHEMA.ORG auf den Thüringer Anwendungsfall organisiert und erweitert. Das heißt: alle Daten in Thüringen werden neu angefasst, bis auf die Ortsebene herunter, wozu die Mitarbeiter*innen der Touristinformationen geschult werden. Neben der Überzeugungsarbeit sind auch die bereitgestellten Finanzmittel, die für Destinationen künftig an die Erfüllung solcher Contentaufgaben geknüpft sind, wichtige Hebel der Landesregierung.
Die Digitalisierung revolutioniert die Gesellschaft – und damit auch die Tourismusbranche. Wer die Chancen der Digitalisierung ausschöpfen will, der muss grundsätzliche Arbeitsabläufe und traditionelle (Tourismus-)Strukturen in Frage stellen. Klar im Vorteil sind diejenigen, die die Chancen für sich zu nutzen wissen und den Herausforderungen aktiv begegnen.
Unsere 6 Thesen zur digitalen Transformation im Tourismus sollen Ihnen als Kompass dienen, um für Ihre Organisation die entscheidenden Weichen für die Zukunft zu stellen.
Das Thema Open Data und strukturierter Content sind keine Einbahnstraße. Es geht eben nicht nur darum, die großen Suchalgorithmen von Google & Co. sowie Portale wie AirBnB oder Booking mit zusätzlich animierendem Content zu füttern, um potenzielle Gäste anzuziehen.
Offene Destinationsdaten stehen auch allen lokalen Akteur*innen zur Verfügung, die damit ihr eigenes Angebot aufwerten können: Die Restaurantbetreiberin, die aktuelle Veranstaltungen vor Ort bei sich auf der eigenen Homepage, im Newsletter oder auf Facebook einbinden kann oder der Unterkunftsbetrieb, der eine attraktive Mountainbike-Tourenbeschreibung online präsentiert und sich so für neue Zielgruppen interessanter macht. Und natürlich ist es ein Gewinn, wenn irgendwann Content nur einmal eingepflegt wird und zwar von dem, der auch originär dafür zuständig ist.
„Nur wenn wir mit Digitalisierung Erfolge und Nutzen nachweisen können, werden wir Leistungsträger überzeugen, uns ihre Daten zur Verfügung zu stellen und diese zu pflegen,“ meint auch Detlef Klinge (TTG). Thüringen testet seine Datenqualität deshalb auch praktisch an Ausgabewegen wie etwa ALEXA, um sicherzustellen, dass solche neueren Wege der Informationsweitergabe über ThüCAT künftig allen Tourismusakteur*innen zur Verfügung stehen.
Mit einem eigens für das Thema ThüCAT einberufenen Hackathon wollte die TTG darüber hinaus neue Potenziale der Datennutzung mit branchenfremden Expert*innen identifizieren. Ziel solcher Hackathons ist es, innerhalb der Dauer dieser Veranstaltung gemeinsam nützliche, kreative oder unterhaltsame Softwareprodukte herzustellen oder „allgemeiner“: Lösungen für Probleme finden. Im Sinne der Open Innovation entwickeln dabei Menschen, die sich zuvor fremd waren, gemeinsam Projekte und Anwendungen.
„Wir werden nicht auf den fertigen Knowledgegraphen des Deutschlandtourismus und die alles integrierende Datenbank warten. Zur Not gehen wir auch durch 16 oder noch mehr Türen, um an die notwendigen Daten und Schnittstellen zu kommen“, war eines der zentralen Statements von Christian Berndt, der beim ADAC schon seit Jahrzehnten das zentrale Servicefeld Reiseunterstützung beackert.
Das altbekannte ADAC Tourset, das ADAC-Mitgliedern für die Wunschdestination früher gedruckt und mit Printkarte erhielten, wird im ersten Halbjahr 2020 in die digitale ADAC Trips APP überführt. Hiermit will der ADAC unterstützt vom IT-Dienstleister WIIF seinen 21 Mio. Mitgliedern einen zeitgemäßen Rund-um-Service entlang der gesamten Customer Journey bieten – von der Inspiration über Planungs- und Buchungsfunktionen bis hin zu Versicherungsleistungen und Möglichkeiten des Teilens von Reiseerfahrungen. Daten kommen von verschiedensten Partner*innen und müssen jeweils verhandelt werden. Die Kartengrundlage ist OpenStreetMap.
Und so wird auch deutlich, dass es nicht die eine Open Data-Lösung an einer Stelle für ganz Deutschland geben wird, sondern der Mehrwert darin liegt, dass sich alle, DZT, LMO, Destinationen, Dienstleister*innen und Plattformen jeweils auf den Weg machen: Um das Contentmanagement und die Architektur auf allen Ebenen sukzessive zu verbessern, in dem Verständnis, dass es nicht darum geht, sich abzugrenzen oder jeweils andere zu dominieren, sondern transparente Standards zu etablieren und Schnittstellen sowie Übergänge zwischen existierenden Systemen zu ermöglichen und zu vereinheitlichen.
Unsere Kollegin Dr. Andrea Möller hat das Wesentliche aus ihrer Sicht in einem ausführlichen Paper zum Round Table Open Data zusammengefasst. Das Paper steht Ihnen hier als Download zur Verfügung.
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WEBMARK ist ein Online-Management-Informationssystem für den Tourismus, das wir gemeinsam mit unserem Kooperationspartner MANOVA GmbH (weiter)entwickelt haben. Es ist seit 1999 im gesamten deutschsprachigen Raum im Einsatz und wird seitdem stetig weiterentwickelt.
WEBMARK kann sowohl für Datenerhebungen in Form von Online-Befragungen oder Dateneingabemasken als auch für die gesamten Auswertungen verwendet werden. Dabei können die unterschiedlichsten Daten in einfach zu bedienender Form ausgewertet werden.
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