Die Gästekarte mobil in der Sächsischen Schweiz ist ein voller Erfolg. Das zeigen die Ergebnisse der Evaluierung durch unser Auftragnehmer-Konsortium mit IRS Consult und der PTV Group Dresden. Und dies war auch der Tenor der Diskussion mit allen Beteiligten am 7. Februar 2023 in der Elbresidenz in Bad Schandau.
Die Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Oberelbe (VVO), Herr Ehlen, und dem Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (RVSOE), Herr Thiele, betonten einstimmig, dass sie eine gemeinsame Vision für die touristische Mobilität in ihrer Urlaubsregion haben. Dementsprechend konnten bereits erfolgreich Wander- und Fahrradbusse als zusätzliche Angebote etabliert werden.
34% aller Gäste lassen den PKW im Urlaub in der Sächsischen Schweiz ganz stehen oder haben zum Teil auch keinen dabei. Denn immerhin 18% reisen mit dem Fernverkehr der Bahn ins Urlaubsgebiet, weitere 2% sind mit dem ÖPNV aus dem Nahbereich gekommen.
Der PKW ist jedoch für zwei Drittel der Gäste weiterhin Bestandteil ihres Urlaubs. Denn beim späten Abendessen oder in schlechter angebundenen Ortsteilen bietet der ÖPNV auch auf absehbare Zeit keine wirkliche Alternative.
Sebastian Erb von IRS Consult ordnete die Gästekarte mobil in die Landschaft der Vielzahl deutscher Destinationen mit Gästekarte ein und kam zu dem Schluss: Keine Gästekarte zu haben, könnte sich künftig als Wettbewerbsnachteil für Tourismusregionen auswirken, weil immer mehr Gäste diese als selbstverständlich betrachten würden.
In der Sächsischen Schweiz wollen alle in Zukunft gemeinsam noch genauer hinschauen, wo Angebotsverbesserungen gezielt möglich sind und wo gute bestehende ÖV-Verbindungen vielleicht noch gar nicht für touristische Angebote mit ÖV-Anreise genutzt werden.
Madleen Teichfischer von der PTV Group konnte aus den Erreichbarkeitsanalysen heraus konkret zeigen, wie Taktverdichtungen oder Betriebszeitverlängerungen die Anbindung im ÖV optimieren könnten. Darüber hinaus gibt es viele Stellschrauben, wie beispielsweise die Verbesserung der Aufenthaltsqualität an Haltestellen und Bahnhöfen (damit das Warten und Umsteigen leichter fällt), das Dauerbrennerthema Radmitnahme, Einbinden von Ruftaxis, Barrierefreiheit und noch mehr Kommunikation. Denn Erst- und Zweitgäste wissen deutlich weniger über die Gästekarte mobil Bescheid und in Orten ohne Gästekarte kommen sie kaum mit dem Thema in Berührung.
Erfreulicherweise werden im April 2023 mit Lohmen und Stadt Wehlen noch zwei weitere Kommunen hinzustoßen.
Die aktuell große Unbekannte für die zukünftige Entwicklung der touristischen Mobilität sind die Abschätzung der Wirkungen des 49-Euro-Tickets. Seitens des öffentlichen Verkehrssektors werden vor allem Mindereinnahmen befürchtet und deshalb nach drei Krisenjahren mit Kostensteigerungen und Nachfrageeinbrüchen wenig Spielraum für einen Angebotsausbau gesehen.
Judith Albaret vom touristischen Mobilitätsprojekt KONUS im Schwarzwald betonte in ihrem Gastvortrag dagegen vor allem die sich eröffnenden Chancen durch das Deutschlandticket: Viele Gäste würden auch weiterhin kein 49-Euro-Ticket kaufen, auch ausländische Gäste, immerhin 8 % der ÖV-Passagiere in der Sächsischen Schweiz (VVO-Zahlen 2016/17, Fahrgastbefragung), werden die kostenlose ÖV-Mobilität dankbar aufgreifen. Den Gästen, die Abos und dann wahrscheinlich ein 49-Euro-Ticket mitbringen, sollte man bei Gästekartenprojekten ganz allgemein in Zukunft zusätzliche Leistungen bieten können, die ein D-Ticket nicht hat: Rad- und Haustiermitnahme, E-Bike-Verleih, Sharingangebote oder eben Fahrradtransport – und so zeigen, dass die touristische Mobilität zwar extra kostet, aber Mehrwerte schafft.
Geschäftsführer Tino Richter vom beauftragenden und einladenden Tourismusverband Sächsische Schweiz will das Modellprojekt jetzt auf jeden Fall verstetigen und geht positiv in die anstehenden Verhandlungen zwischen Kommunen und Verkehrsverbünden für die Verlängerung. Und der gastgebende Bürgermeister Thomas Kunack aus Bad Schandau empfiehlt seinen Kolleg*innen, auf den Zug der Zeit aufzuspringen und mit ihrer Teilnahme an der Gästekarte das Gesamtsystem zu stärken.
Mit unserer dwif-Zukunftswerkstatt "Nachhaltige Mobilität" bringen Sie alle relevanten Stakeholder in Ihrer Destination ins Gespräch. Wir schaffen für Sie den Rahmen. Sie erhalten im Ergebnis einen „Mobilitäts-Fahrplan“ Ihrer spezifischen Handlungsfelder.