Das war unser dwif-Impuls: Tourismus l(i)eben & erleben

Montag, 21. November 2022

Am 08. November 2022 war es wieder so weit: Die dwif-Impulse starteten in die nächste Runde. Unsere Kolleg*innen Markus Seibold, Leonie Scherer und Karsten Heinsohn diskutierten gemeinsam mit ihren Gästen Sabrina Seeler (FH Westküste), Ralf Zednik (München Tourismus) und Stefan Borgmann (Eckernförde Touristik &Marketing GmbH) über die Themen Tourismusbewusstsein und Tourismusakzeptanz.

Dabei beleuchteten sie die Entwicklung der Thematik in Deutschland, die individuellen Herausforderungen, die damit in den verschiedenen Destinationen einher gehen können und benannten wichtige Instrumente zur Förderung und Messung von Tourismusbewusstsein und Tourismusakzeptanz.

Sie haben unseren dwif-Impuls verpasst? Kein Problem – das Video ist bereits online!

dwif-Impulse: Tourismus l(i)eben & erleben – Einheimische bei der Tourismusentwicklung mitdenken
Video unseres dwif-Impulses jetzt verfügbar!

Worum ging es eigentlich genau?

Die Themen Tourismusbewusstsein und Tourismusakzeptanz haben in den letzten Jahren im Deutschlandtourismus stark an Bedeutung gewonnen. Hintergrund ist das Phänomen des Overtourismus, das touristische Wachstum einer Destination über die Grenzen der Tragfähigkeit hinaus mit der Folge von Konflikten zwischen Einheimischen und Besucher*innen.

Inwieweit die Bevölkerung dem vor Ort stattfindenden Tourismus positiv oder negativ gegenübersteht, zeigt sich in der Tourismusakzeptanz, die mit Hilfe von Bevölkerungsbefragungen messbar wird.

Durch die Förderung des Tourismusbewusstseins der Wohnbevölkerung soll eine Sensibilisierung für die relevanten Beiträge des Tourismus zur Wertschöpfung und Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort sowie der Lebensqualität der Einheimischen erfolgen. Dabei muss die Bevölkerung einerseits das Wirkungsgefüge verstehen und andererseits das Vertrauen haben, dass auch ihre Belange ausreichend berücksichtigt werden.

 

„Brandbeschleuniger“ Corona

Die Corona-Pandemie diente als „Brandbeschleuniger“ des Tourismusakzeptanzproblems. Zunächst haben Einheimische durch das zeitweise eingeschränkte Besuchsaufkommen während der Lockdowns den eigenen Wohnort ohne Gäste kennen und zum Teil auch schätzen gelernt. Durch die Lockerung der Einschränkungen hat sich die Situation jedoch mancherorts innerhalb kürzester Zeit ins Gegenteil verkehrt.

Der Besuchsandrang hat sich verstärkt und führte mitunter zu Unzufriedenheit bei den Einheimischen… mit ernst zu nehmenden Folgen: Da Einwohner*innen jedoch unmittelbar Einfluss auf den Erfolg der Tourismusentwicklung vor Ort nehmen können, ist deren Stimmung gegenüber dem Tourismus stets genau im Blick zu behalten. Doch wie kann die Stimmungslage überhaupt genauer eingeschätzt bzw. ggf. sogar gemessen werden?

 

dwif Impulse: Tourismus l(i)eben & erleben – Einheimische bei der Tourismusentwicklung mitdenken

 

Tourismusakzeptanz ist messbar

Bisher fehlte ein einheitlicher und leicht vergleichbarer Maßstab für die Messung der Tourismusakzeptanz der Bevölkerung in Deutschland. Dr. Bernd Eisenstein und Dr. Sabrina Seeler von der FH Westküste entwickelten – als ein Teil des wissenschaftlichen Forschungsprojektes des Deutschen Instituts für Tourismusforschung – in den letzten Jahren eine Methodik zur Messung auf Basis des Saldenkonzepts: den sogenannten Tourismusakzeptanz-Saldo oder kurz TAS.

Ab 2023 werden wir in Kooperation mit Dr. Eisenstein und Dr. Seeler sowie dem NIT den TAS in eigene Bevölkerungsbefragungen integrieren. Durch die standardisierte Messung ist ein umfassendes Benchmarking mit vergleichbaren Regionen sowie ein kontinuierlicher Zeitvergleich möglich.

Neben der reinen Messung der Tourismusakzeptanz werden in der Befragung auch soziodemographische Daten sowie Einstellungen zum Tourismusbewusstsein, zu verschiedenen Tourismussegmenten und zu potenziellen Maßnahmen zur Minimierung negativer Effekte abgefragt.

 

dwif Impulse: Tourismus l(i)eben & erleben – Einheimische bei der Tourismusentwicklung mitdenken

 


Das Thema bewegt auf verschiedenen Ebenen

Mit unseren dwif-Impuls-Gästen sind wir tiefer in das Thema eingetaucht.

Sabrina SeelerSabrina Seeler (FH Westküste), die die Messung der Tourismusakzeptanz mit aufgebaut hat, erläuterte die Bedürfnisse und Fragen, welche die Destinationen bei der Befragung der Einheimischen beschäftigt. Im Fokus steht dabei die Identifikation der Positionen verschiedener Bevölkerungsgruppen: wer sind die aktiven Kritiker*innen des Tourismus? Wer zeigt ein hohes Engagement?

Diese Fragen können nicht allgemeingültig beantwortet werden, sondern sollten Destinations- und fallspezifisch betrachtet werden. Beeinflussende Faktoren sind die historischen, wirtschaftlichen wie sozialen Gegebenheiten sowie Mentalitäten in einer Region. Die Tourismusakzeptanz ist dabei nicht zwingend an die Tourismusintensität gebunden, auch subjektive Empfindungen der Einwohner*innen spielen dabei eine große Rolle – insbesondere während der Corona-Pandemie.

 

Ralf ZednikDie Stadt München führt regelmäßig Bevölkerungsbefragungen zum Thema Tourismusbewusstsein und Tourismusakzeptanz durch. Soziale Teilhabe am Leben der Stadt ist ein Kernelement der Münchner Tourismusstrategie, wie Ralf Zednik (München Tourismus) erläutert. Dafür ist die Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Neben der Abfrage der positiven und negativen Effekte des Tourismus auf die Stadt München, ist die differenzierte Auswertung der Ergebnisse nach verschiedenen Bevölkerungsgruppen (beispielsweise nach Alter) besonders interessant, um so auf die individuellen Bedürfnisse eingehen zu können.

In der Folge entsteht eine passgenaue Kommunikation über geeignete Kanäle zur Aufklärung über die Bedeutung des Tourismus für die Stadt München. Zudem werden Rückschlüsse auf die räumliche Angebotsentwicklung gezogen.

 

Stefan BorgmannIn Eckernförde ist die touristische Nachfrage in den Jahren vor der Corona-Pandemie stark angestiegen. Die Aussicht auf bauliche Veränderungen in der Küstendestinationen, aufgrund von Baumaßnahmen zur Steigerung touristischer Kapazitäten, löste bei den Einwohner*innen Ängste aus. Aufgrund der Proteste einer neu gegründeten Bürgerinitiative wurden die Bedürfnisse der Bevölkerung in das neue Tourismuskonzept von Eckernförde integriert, berichtet Stefan Borgmann (Eckernförde Touristik & Marketing GmbH).

Der Fokus liegt nun stärker auf einem qualitätvollen Tourismus, wodurch die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung erhöht wurde. Zudem hat die Stadt Eckernförde die Bedeutung von Bürgerinitiativen und Beteiligungsprozessen erkannt und wird diese nun stärker in die zukünftige Destinationsentwicklung integrieren.

 

Herzlichen Dank an unsere Gäste und alle, die live dabei waren! Und...

wenn Sie unseren dwif-Impuls nicht live verfolgen konnten, jetzt aber Lust bekommen haben, sich die spannende Diskussion in voller Länge anzusehen, schauen Sie einfach auf unserem YouTube-Kanal vorbei. Dort finden Sie auch die Aufzeichnungen der bisherigen Events dieser Reihe, wie beispielsweise „Workation – Medienhype oder relevantes Marktsegment?“, „Dem Camping-Boom auf der Spur“, „Die TI als Flagshipstore", „Agilität & Resilienz im Tourismus", „Gästelenkung", „Qualitätsmanagement im Tourismus", „KPIs und ihr Einsatz in der Praxis“ oder „Leuchtturmprojekte als Impuls für die Region“.

 

Hier geht's zum Video "Tourismus l(i)eben & erleben"

dwif-Impulse: TOURISMUS L(I)EBEN & ERLEBEN Einheimische bei der Tourismusentwicklung mitdenken

 

 


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dwif-Impuls: Was ist eigentlich unsere Story?In unserem dwif-Impuls „Was ist eigentlich unsere Story“ in Kooperation mit Matthias Burzinski (projekt 2508) sprachen wir am 08. März 2021 mit drei Branchenexpert*innen über ihre Beweggründe, Adressaten und Erfahrungen zum Thema Innenmarketing. Für alle, die nicht dabei sein konnten, gibt es hier die Zusammenfassung…und das Video!

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