Fakten zur Arbeitslosigkeit im Hotel- & Gaststättengewerbe durch Corona

Der Arbeitsmarkt steht weiterhin unter Druck. Zwar flachen die Corona-bedingten Ausschläge langsam ab, jedoch gingen die Beschäftigtenzahlen weiter zurück. Für das Gastgewerbe könnte sich die ohnehin schon angespannte Arbeitsmarktsituation weiter verschärfen.

dwif Zahl der Woche: Fakten zur Arbeitslosigkeit im Hotel- & Gaststättengewerbes durch Corona (Bild: freepik)

Entwicklung der Beschäftigung im Tourismus weiterhin rückläufig

Laut Angaben der Bundesagentur für Arbeit hat die Corona-Pandemie die Arbeitslosigkeit bis Juli um etwa 635.000 Personen erhöht. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote betrug zuletzt 6,4 Prozent. Aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe sind zwischen April und Juli 35.000 Beschäftigte arbeitslos geworden – so viele wie in keiner anderen Branche im selben Zeitraum.

Im Juli verzeichnet das Gastgewerbe gegenüber dem Vorjahr 87.000 (-7,8 Prozent) weniger sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Weiterhin haben die sonstigen Formen der Erwerbstätigkeit gegenüber dem Vorjahr deutlich stärker abgenommen als die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. So ist die Zahl der Selbständigen (einschließlich mithelfender Familienangehöriger) nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im zweiten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahr um 140.000 (-3,4 Prozent) auf 4,02 Mio. gesunken. Wie viele hierbei konkret dem Gastgewerbe bzw. der Querschnittsbranche Tourismus zugerechnet werden müssen, ist unklar. Es ist jedoch anzunehmen, dass das häufig klein- und mittelständisch geprägte Beherbergungsgewerbe einen relevanten Anteil daran hat.

Die Nachfrage nach neuen Mitarbeiter*innen ist zu Beginn der Corona-Krise im Gastgewerbe regelrecht eingebrochen. Im Juli 2020 sind die gemeldeten Arbeitsstellen im Gastgewerbe für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte um 43 Prozent gesunken – das ist die höchste Negativentwicklung aller ausgewiesenen Branchen.

 

ZDW dwif Corona Gastgewerbe Beschaeftigung

 

Immer weniger Menschen entscheiden sich für eine Ausbildung im Gastgewerbe.

Seit vielen Jahren macht den Touristiker*innen der Ausbildungs- und Fachkräftemangel in der Branche zu schaffen. Welchen Effekt die Corona-Pandemie auf die mittel- bis langfristige Arbeitsmarktsituation im Gastgewerbe hat, kann heute noch nicht quantifiziert werden. Fakt ist jedoch: Die ohnehin schon angespannte Situation wird sich weiter verschärfen. Denn schon vor 2020 litt die Branche unter dem Ausbildungs- und Fachkräftemangel. So entscheiden sich immer weniger Menschen für eine Lehre im Gastgewerbe. 2019 wurden 45,3 Prozent weniger neue Ausbildungsverträge für den Beruf Koch/Köchin abgeschlossen als noch 2010 – eine überdurchschnittlich hohe Negativentwicklung, denn in allen dualen Ausbildungsberufen lag die Veränderung bei -8 Prozent. Quelle: destatis

Aufgrund der aktuell unsicheren Lage bleibt abzuwarten, wie viele Personen sich im zweiten Halbjahr 2020 tatsächlich für eine Ausbildung im Tourismus entscheiden.

 

Abwanderungsgefahr von Fachkräften und Auszubildenden

Durchaus besteht das Risiko weiterer Abwanderungen von Fachkräften und Auszubildenden in andere Branchen. Zwar klagt z. B. der Einzelhandel ebenfalls über zu wenig Neuabschlüsse für Ausbildungen und auch dort sind die Langzeitentwicklungen rückläufig. Im vergangenen Jahr wurden jedoch die meisten Ausbildungsverträge als Kauffrau oder Kaufmann im Einzelhandel neu abgeschlossen. Zudem haben viele Filialen die Werbemaßnahmen hinsichtlich Mitarbeiter*innengewinnung ausgebaut.

 

ZDW dwif Corona Gastgewerbe Ausbildung

 

Was kann die Branche tun?

Mitarbeiter*innen-Journey beachten

Ein veränderter Blick auf die Menschen in den Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben ist mitunter schon ein wesentlicher Teil der Lösung. In Zeiten „neuer Arbeitswelten“ rücken intrinsische Motivationsfaktoren wie etwa Wertschätzung und die Beachtung der Mitarbeiter*innen-Journey stärker in den Vordergrund. Vom Image des Unternehmens bis zum innerbetrieblichen Miteinander: Ähnlich wie Kund*innen auf ihrer Reise („Customer-Journey“), so durchlaufen auch Mitarbeiter*innen vor, während und nach ihrer Tätigkeit in einem Unternehmen mehrere Phasen und sollten in jeder adäquat begleitet werden. Mehr dazu lesen Sie im Sparkassen-Tourismusbarometer Ostdeutschland 2020 Schwerpunkt "Agilität & New Work".

 

dwif Corona MindMap

Anerkennen, wertschätzen und Rahmenbedingungen verbessern

Nach neusten Erkenntnissen aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer ist Anerkennung und Wertschätzung wichtigstes Kriterium für einen attraktiven Arbeitsplatz. Und nichtsdestotrotz gehören neben intrinsische Motivationsfaktoren auch monetäre Anreize dazu. Seit Jahren appellieren Branchenexperten an die Betriebe ihre Mitarbeiter*innen besser zu bezahlen und für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen. Immer mehr Unternehmen setzen solche Maßnahmen auch um. Doch bei den momentanen massiven Umsatzeinbrüchen ist es ein gänzlicher unglücklicher Zeitpunkt diesen Appel zu wiederholen. Das gilt insbesondere für die Gastronomie: Sie ist nochmal häufiger von Insolvenzen betroffen als die Beherbergungsbranche.

 

Chancen zur Gewinnung von Quereinsteiger*innen

Der Tourismus lebt von Menschen mit dem gewissen Feeling für Gastfreundschaft. Serviceorientierte Mitarbeiter*innen sind mittlerweile „pures Gold“. Mit einer gesteigerten Zahl an Jobsuchenden ergeben sich also auch Chancen, Quereinsteiger*innen für die Branche zu gewinnen. Aufgrund der aktuell unsicheren Lage rechnen sich Hoteliers und Gastronomen dabei jedoch wenig Chancen aus.

Ausbilden trotz Corona

Unternehmen, die trotz der Corona-Krise ausbilden, werden seit kurzem staatlich unterstützt. Das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern" sieht Maßnahmen von insgesamt 500 Mio. Euro für kleine und mittlere Unternehmen vor (Mehr Informationen unter www.bundesregierung.de)

Hierbei erhalten Betriebe

  • 2.000 Euro für jeden für 2020/2021 abgeschlossenen Ausbildungsvertrag
  • 3.000 Euro für jeden zusätzlich geschaffenen und abgeschlossenen Ausbildungsvertrag
  • 3.000 Euro für die Übernahme Auszubildender aus pandemiebedingt insolventen Betrieben

Mitarbeiter*innen halten, solange es geht!

In einigen Betrieben war es in den letzten Monaten möglich, Entlassungen zu vermeiden und die Zeit mit Kurzarbeit zu überbrücken. Dort wo es noch möglich ist, sollten die Betriebe weiterhin davon Gebrauch machen. Dies spart Kosten für Personalgewinnung und -einarbeitung nach der Krise.

 

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